Therapie

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30.08.2021

Wer hilft den Helfern?

Wer hilft den Helfern?

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Praxisinhaber in der Sinn-Krise

Lange Wartelisten für Patienten, zu wenig Therapeuten, als Chef selbst noch mit 40 Stunden pro Woche an der Bank und ständig „Feuerwehr“ spielen müssen, sobald mal ein Mitarbeiter ausfällt oder krank wird. Praxisinhaber haben es nicht leicht! Sechs Tipps schaffen Erleichterung!

Das betrifft insbesondere jene, die den Schritt vom Inhaber zum Unternehmer noch nicht geschafft haben. Doch was kann man tun, bevor der alltägliche Stress einen auslaugt und an den – physischen und psychischen – Kräften nagt?

Der Ursprung des Problems lässt sich auf einen entscheidenden Unterschied runterbrechen: Selbstständigkeit vs. Unternehmertum. Der Selbstständige ist nicht nur selbst und ständig, sondern er ist ebenso sein bester Mitarbeiter! Sie allein kennen und können vieles sehr gut, Sie sind hervorragend in Ihrem Bereich. Und dann ist der Erfolg da und Ihr Unternehmen wächst und wächst.

Plötzlich jedoch findet ein Wechsel der Selbstverständnisse und Ihrer Rolle statt. Sie haben nun mehr ein Team, das Sie operativ in Ihrer Unternehmung unterstützt. Und Sie? Nun ist es Zeit, sich neuen Horizonten zuzuwenden. Denn es geht um Ihre persönliche Weiterentwicklung, um die Frage: Bin ich jetzt ein Unternehmer?

Viele Inhaber trauen sich den Schritt zum Unternehmer nicht. Angst vor Kontrollverlust, das anfängliche Unverständnis neuer Aufgaben und die Unsicherheit, ob das Augenmerk auf die richtigen Dinge gerichtet wird – all diese Faktoren halten davon ab. Vor lauter Konzentration auf die Tätigkeiten IM Unternehmen, verliert man die Anforderungen AM Unternehmen aus den Augen. Hier ein paar Tipps zum Thema „Hilfe zur Selbsthilfe“.

Zeit für die Unternehmensführung

Ausreichend Zeit für die Unternehmensführung braucht jeder Praxisinhaber, unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten. Je besser die Strukturen von Ihnen in der Unternehmensführung aufgebaut worden sind, umso weniger Zeit benötigen Sie. Denn es greift dann ein Automatismus. Liegen also noch keine Strukturen und Systeme vor, werden Sie für den Aufbau, die Implementierung und die kontinuierliche Umsetzung dieser Systeme erst einmal mehr Zeit investieren müssen.

Es geht um die Weiterentwicklung Ihrer Unternehmensprozesse. Erstellen Sie einen 5-Jahresplan für Ihre Praxis zu mehr Wertschätzung und Wertschöpfung, erarbeiten Sie einen privaten 5-Jahresplan für sich als Inhaber, aber auch für die Mitarbeiter. Denn auch sie müssen sich weiterentwickeln zu mehr Eigenverantwortung und Selbstständigkeit, um Sie als Unternehmer noch stärker zu unterstützen!

Das Problem: Die Praxisinhaber gönnen sich aufgrund Ihres schlechten Gewissens oft nicht die Zeit für solche Prozesse. Doch hier gilt: Erst müssen die Helfer sich selbst helfen! Sie als Inhaber haben also diesen Wachstumsschmerz auszuhalten. Nehmen Sie sich mehr und mehr aus den operativen Tätigkeiten raus, um sich den Aufgaben als Unternehmer zu widmen.

Vision, Mission, Werte und Leitbild definieren

„Wer nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert, für den ist kein Wind ein günstiger, für den ist kein Crew-Mitglied das Richtige, für den ist kein Schiff, das geeignetste.“ Sie selbst haben die Praxis inne, gaben Ihrem Unternehmen die DNA. Doch nun müssen andere Menschen in dieser Therapieeinrichtung arbeiten. Nach Ihren Wünschen und Vorstellungen. Deshalb ist es so entscheidend, dass Sie Ihnen ein WARUM und ein WIE geben.

Jeder Mitarbeiter muss die DNA Ihrer Praxis verstehen, danach handeln, danach miteinander im Unternehmen leben. Nur so kann Ihr Team mehr Selbstständigkeit und Eigenverantwortung übernehmen.

Strategische Planung

Hier geht es nun um die Zielgruppen Ihres Betriebs. Welche Strategie bringt mich meinen Zielen näher? Wo liegen meine Aufgaben als Unternehmer, um diesen Strategien gerecht zu werden? Hier helfen Spezialisten der Branche. So machen Sie den ersten Schritt auf der Reise zum Unternehmer. Und jeder weitere wird Ihnen umso leichter fallen, je öfter Sie das Erfolgserlebnis verspüren, auf dem von Ihnen bestimmten Weg immer weiter fortzuschreiten.

Organisation von Energie und Wachstum

Dabei geht es um zwei wichtige Punkte: Energie ist all das, was das Unternehmen aufnimmt, um zu wachsen: Begeisterung der Patienten und Kunden, leidenschaftliche und engagierte Mitarbeiter, starker Kapitalfluss, eine begeisterte Öffentlichkeit und vieles mehr! Ihre Aufgabe als Unternehmer ist es, sich permanent um den Zufluss dieser Energie zu kümmern und sie zu organisieren.

Der zweite Punkt befasst sich mit dem Wachstum an sich. Das heißt, Ihnen obliegt es, klare Konzepte und Regeln zu erstellen, innerhalb derer sich Wachstum entfalten kann. Insbesondere die Mitarbeiter benötigen spezielle Konzepte und Spielregeln, an denen Sie sich orientieren können. Sonst verliert das Unternehmen Einheitlichkeit, Zielorientierung sowie Werte und beginnt unkontrolliert „zu wuchern“.

Permanente Gewichtsreduktion

Jede Gesundheitseinrichtung sammelt im Laufe der Zeit alles Mögliche an, was nicht mehr zum Unternehmenszweck beiträgt. So wie beim menschlichen Körper kostet jedes überflüssige Gewicht Energie – auch dem Unternehmen. Um dies zu begrenzen, benötigen Sie einen Prozess, der nur in der Verantwortung des Unternehmers liegen kann. Prüfen Sie also regelmäßige alte Denkmuster, eingefahrene Ablaufprozesse, gelernte Kommunikationsleitfäden usw. auf ihre Notwendigkeit, Sinnhaftigkeit und Zielorientiertheit.

Entwicklung Ihrer eigenen Persönlichkeit

Ihre persönliche Entwicklung ist die wichtigste Aufgabe und wird doch am häufigsten vernachlässigt. Denn sie hat sehr viel mit Selbst-Reflexion zu tun. Letztendlich ist das Unternehmen ein Spiegel der Unternehmerpersönlichkeit. Sie stehen im Laufe der Zeit immer wieder vor neuen Herausforderungen: fachliche sowie soziale Aufgaben und Fragen der Sinnhaftigkeit, die Werte, Einstellungen und Glaubenssätze betreffen.

Gehen Sie am besten genauso zielorientiert an diese Themen, wie an alle anderen strategischen und organisatorischen. Wenn Ihr Unternehmen wächst, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie wachsen mit und Sie ernten Erfolg, Freude und Freiheit. Oder Ihr Unternehmen wächst Ihnen über den Kopf und Sie gehen Tag für Tag ein Stückchen mehr unter.

Sobald Sie eine klare Vorstellung vom „Warum“ und „Wie“ im Unternehmen haben, können Sie Aufgaben delegieren, Verantwortungen übertragen und Ihre Zeit sinnvoller nutzen. Bauen Sie auf automatisierte Systeme, verantwortungsbewusste Mitarbeiter oder spezialisierte Dienstleister sowie Berater. All das gibt Ihnen Ihre wohl verdiente Freiheit zurück.

Thomas Kämmerling


 

Autor

Thomas Kämmerling ist Physiotherapeut, Sachverständiger für Gesundheitsanbieter des DSSV, Physio-Spezialist der Experten Allianz für Gesundheit e.V., internationaler Referent zum Thema Leistungskommunikation und Geschäftsführer der KWS GmbH. E-Mail: kontakt@kws-schwerte.de


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